Psalm 22

1Dem Vorsänger. Nach [der Melodie] »Hindin der Morgenröte«. Ein Psalm Davids.
2Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?[1] Diese Worte spricht Jesus Christus am Kreuz (Mt 27,46). Ps 22 redet prophetisch von den Leiden des Messias als stellvertretendes Sühnopfer am Kreuz, als er das Zorngericht Gottes und den Hohn der Menschen erdulden muss.
Warum bleibst du fern von meiner Rettung, von den Worten meiner Klage?
3Mein Gott, ich rufe bei Tag, und du antwortest nicht, und auch bei Nacht, und ich habe keine Ruhe.
4Aber du bist heilig, der du wohnst unter den Lobgesängen Israels!
5Auf dich haben unsere Väter vertraut; sie vertrauten, und du hast sie errettet.
6Zu dir riefen sie und haben Rettung gefunden; auf dich vertrauten sie und wurden nicht zuschanden.
7Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.
8Alle, die mich sehen, spotten über mich; sie reißen den Mund auf und schütteln den Kopf:
9»Er soll doch auf den Herrn vertrauen; der soll ihn befreien; der soll ihn retten, er hat ja Lust an ihm![2] oder wenn er Wohlgefallen an ihm hat (vgl. Mt 27,43).
«
10Ja, du hast mich aus dem Leib meiner Mutter gezogen, du warst meine Zuversicht schon an meiner Mutter Brust.
11Auf dich bin ich geworfen vom Mutterschoß an; vom Leib meiner Mutter her bist du mein Gott.
12Sei nicht fern von mir! Denn Drangsal ist nahe, und kein Helfer ist da.
13Es umringen mich große Stiere, mächtige [Stiere] von Baschan[3] In Baschan gab es üppiges Weideland und Viehzucht.
umzingeln mich.
14Sie sperren ihr Maul gegen mich auf wie ein reißender und brüllender Löwe.
15Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, und alle meine Gebeine sind ausgerenkt. Mein Herz ist geworden wie Wachs, zerschmolzen in meinem Innern.
16Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen, und du legst mich in den Staub des Todes.
17Denn Hunde umringen mich, eine Rotte von Übeltätern umgibt mich; sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.
18Ich kann alle meine Gebeine zählen; sie schauen her und sehen mich [schadenfroh] an.
19Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los über mein Gewand.
20Du aber, o Herr, sei nicht ferne! O meine Stärke, eile mir zu Hilfe!
21Errette meine Seele von dem Schwert, meine einsame von der Gewalt der Hunde!
22Errette mich aus dem Rachen des Löwen! – Ja, du hast mich erhört [und gerettet] von den Hörnern der Büffel!
23So will ich meinen Brüdern deinen Namen verkündigen; inmitten der Gemeinde will ich dich loben!
24Die ihr den Herrn fürchtet, lobt ihn! Ihr alle vom Samen Jakobs, ehrt ihn; und scheue dich vor ihm, du ganzer Same Israels!
25Denn er hat nicht verachtet noch verabscheut das Elend des Armen,[4] Andere Übersetzung: des Elenden / Gebeugten.
und hat sein Angesicht nicht vor ihm verborgen, und als er zu ihm schrie, erhörte er ihn.
26Von dir soll mein Loblied handeln[5] oder Von dir kommt mein Loblied.
in der großen Gemeinde; ich will meine Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten!
27Die Elenden sollen essen und satt werden; die den Herrn suchen, werden ihn loben; euer Herz soll ewiglich leben!
28Daran werden gedenken und zum Herrn umkehren alle Enden der Erde, und vor dir werden anbeten alle Geschlechter der Heiden.
29Denn das Königreich gehört dem Herrn, und er ist Herrscher über die Nationen.
30Es werden essen und anbeten alle Großen der Erde; vor ihm werden ihre Knie beugen alle, die in den Staub hinabfahren, und wer seine Seele nicht lebendig erhalten kann.
31Ein Same wird ihm dienen, wird dem Herrn als Geschlecht zugezählt werden.
32Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit verkündigen dem Volk, das geboren wird, dass er es vollbracht hat.[6] oder vollendet / getan hat (vgl. Joh 19,30).