Der letzte überlebende Apostel Johannes schrieb diesen Brief ca. 90 n. Chr. vermutlich in Ephesus. Er steht in enger Beziehung zu dem von ihm verfassten Evangelium. Der Brief sollte die Gläubigen am Ende der apostolischen Zeit vor aufkommenden Irrlehren (besonders gnostischer Art) und falschen Propheten warnen und ihnen die Unterscheidung von Echt und Falsch im Glaubensleben ermöglichen. Er ist eine prophetische Mahnung für die »letzte Stunde« und ruft die wahren Kinder Gottes auf, in einer Zeit des geistlichen Verfalls und der Verführung an der Wahrheit des Wortes Gottes, an echter Liebe und entschiedener Absonderung von der Welt festzuhalten. Er betont die Wichtigkeit eines Wandels im Licht, während die Irrlehren, die er bekämpft, praktizierte Sünde und Gesetzlosigkeit förderten. Jesus Christus wurde als der im Fleisch gekommene (menschgewordene) Sohn Gottes geleugnet; es gab falsche Propheten, durch die der Geist der Irreführung wirkte. Daher sollen die Gläubigen die Geister prüfen, ob sie von Gott stammen. Der ganze Brief ist durchzogen vom Zeugnis der großen Liebe des Vaters, der seinen Sohn für sündige Menschen gab, und dem Aufruf, diese Liebe mit ungeheuchelter Gegenliebe zu beantworten.