Der Prophet Obadja (»Knecht des Herrn«) wirkte nach Auffassung vieler Ausleger in der Zeit des Königs Joram von Juda (848 bis 841 v. Chr.) und war damit einer der frühesten Propheten. Obadja verkündet eine Gerichtsbotschaft des Herrn über Edom, das Brudervolk Israels, das auf dem Gebirge Seir südöstlich des Toten Meeres lebte. Die Edomiter waren von König David unterworfen worden und hatten sich unter König Joram von der Oberherrschaft Judas losgemacht (vgl. 2.Kö 8,20). Im Zusammenhang damit stand eine Plünderung Jerusalems durch die Philister und Araber (vgl. 2.Chr 21,8-10.16-17), bei der sich Edom offenkundig beteiligt hatte. Aber Edom wird auch in der letzten Zeit und der letzten Drangsal Israels eine Rolle spielen, und danach, am Tag des Herrn (Kap. 1,15), wird sein endgültiges Gericht kommen, das Obadja ankündigt (Kap. 1,1-16). Dagegen wird sich Gott über sein Volk Israel noch erbarmen und sie retten und zum Sieg über Edom führen (Kap. 1,17-21).